Laßt uns sorgen, laßt uns wachen
Über unsern Göttersohn.
Unser Thron
Wird auf Erden
Herrlich und verkläret werden,
Unser Thron Wird aus ihm ein Wunder machen.
Und wo? Wo ist die rechte Bahn,
Da ich den eingepflanzten Trieb,
Dem Tugend, Glanz und Ruhm und Hoheit lieb,
Zu seinem Ziele bringen kann?
Vernunft, Verstand und Licht
Begehrt, dem allen nachzujagen.
Ihr schlanken Zweige, könnt ihr nicht
Rat oder Weise sagen?
Schlafe, mein Liebster, und pflege der Ruh,
Folge der Lockung entbrannter Gedanken.
Schmecke die Lust
Der lüsternen Brust
Und erkenne keine Schranken.
Auf! folge meiner Bahn,
Da ich dich ohne Last und Zwang
Mit sanften Tritten werde leiten.
Die Anmut gehet schon voran,
Die Rosen vor dir auszubreiten.
Verziehe nicht, den so bequemen Gang
Mit Freuden zu erwählen.
Wohin, mein Herkules, wohin?
Du wirst des rechten Weges fehlen.
Durch Tugend, Müh und Fleiß
Erhebet sich ein edler Sinn.
Wer wählet sich den Schweiß,
Der in Gemächlichkeit
Und scherzender Zufriedenheit
Sich kann sein wahres Heil erwerben?
Das heißt: sein wahres Heil verderben.
Treues Echo dieser Orten,
Sollt ich bei den Schmeichelworten
Süßer Leitung irrig sein?
Gib mir deine Antwort: Nein!
Nein!
Oder sollte das Ermahnen,
Das so mancher Arbeit nah,
Mir die Wege besser bahnen?
Ach! so sage lieber: Ja!
Ja!
Mein hoffnungsvoller Held!
Dem ich ja selbst verwandt
Und angeboren bin,
Komm und erfasse meine Hand
Und höre mein getreues Raten,
Das dir der Väter Ruhm und Taten
Im Spiegel vor die Augen stellt.
Ich fasse dich und fühle schon
Die folgbare und mir geweihte Jugend.
Du bist mein echter Sohn,
Ich deine Zeugerin, die Tugend.
Auf meinen Flügeln sollst du schweben,
Auf meinem Fittich steigest du
Den Sternen wie ein Adler zu.
Und durch mich
Soll dein Glanz und Schimmer sich
Zur Vollkommenheit erheben.
Die weiche Wollust locket zwar;
Allein,
Wer kennt nicht die Gefahr,
Die Reich und Helden kränkt,
Wer weiß nicht, o Verführerin,
Daß du vorlängst und künftighin,
So lang es nur den Zeiten denkt,
Von unsrer Götter Schar
Auf ewig mußt verstoßen sein?
Ich will dich nicht hören, ich will dich nicht wissen,
Verworfene Wollust, ich kenne dich nicht.
Denn die Schlangen,
So mich wollten wiegend fangen,
Hab ich schon lange zermalmet, zerrissen.
Geliebte Tugend, du allein
Sollst meine Leiterin
Beständig sein.
Wo du befiehlst, da geh ich hin,
Das will ich mir zur Richtschnur wählen.
Und ich will mich mit dir
So fest und so genau vermählen,
Daß ohne dir und mir
Mein Wesen niemand soll erkennen.
Wer will ein solches Bündnis trennen?
Ich bin deine,
Du bist meine,
Küsse mich,
Ich küsse dich.
Wie Verlobte sich verbinden,
Wie die Lust, die sie empfinden,
Treu und zart und eiferig,
So bin ich.
Schaut, Götter, dieses ist ein Bild
Von Sachsens Kurprinz Friedrichs Jugend!
Der muntern Jahre Lauf
Weckt die Verwunderung schon itzund auf.
So mancher Tritt, so manche Tugend.
Schaut, wie das treue Land mit Freuden angefüllt,
Da es den Flug des jungen Adlers sieht,
Da es den Schmuck der Raute sieht,
Und da sein hoffnungsvoller Prinz
Der allgemeinen Freude blüht.
Schaut aber auch der Musen frohe Reihen
Und hört ihr singendes Erfreuen:
Lust der Völker, Lust der Deinen,
Blühe, holder Friederich!
Deiner Tugend Würdigkeit
Stehet schon der Glanz bereit,
Und die Zeit
Ist begierig zu erscheinen:
Eile, mein Friedrich, sie wartet auf dich.